Buschhoven ist einer der ältesten Marienwallfahrtsorte in Deutschland.
Der Ausdruck „Wallfahrt“ kommt von „wallen“, in eine bestimmte Richtung ziehen. Wer eine Wallfahrt unternimmt, der legt einen Weg zu Fuß oder mit einem Transportmittel zurück. Ziel des Weges ist eine Pilgerstätte.
Die Buschhovener Kirche St. Katharina ist eine solche Pilgerstätte. Sie beherbergt nämlich ein sog. Gnadenbild, eine romanische Muttergottesstatue.
Der Name „Rosa Mystica“, unter dem die Gottesmutter in Buschhoven verehrt wird, hängt vermutlich mit der Auffindungslegende zusammen. Danach hat der Ritter Wilhelm Schilling zu Bornheim 1190 die Holzfigur bei der Jagd unter einem blühenden Rosenstrauch gefunden. An dieser Stelle ließ er eine Kapelle
erbauen, in der die Marienfigur ihren Platz fand. Nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug nach Jerusalem ersetzte er die Kapelle durch ein Kloster, das nach ihm „Schillingskapellen“ genannt wurde. Hier wirkten Prämonstratenserinnen, unter ihnen auch seine Frau und ihre beiden Töchter. Bald entwickelte sich eine rege Wallfahrtspraxis zu der Marienstatue, die als „Rosa Mystica“ verehrt wurde. Schillingskapellen wurde zu einem bekannten Wallfahrtsort im Rheinland. Schon damals wurde am Sonntag vor dem Fest von Johannes, dem Täufer (24. Juni), das Fest „Maria Rosen“ begangen. Die Rosa Mystica wurde, begleitet von weiß gekleideten Mädchen, durch die Klosteranlagen und die Felder getragen. Eine große Anzahl von Pilgern folgte ihnen. Geweihte Rosen wurden an die Pilger verteilt. Sie sollten vor Blitz, Unwetter und Krankheit schützen.
Nach der Besetzung des Rheinlands durch Napoleon wurden 1802 alle kirchlichen Besitztümer enteignet und verstaatlicht. Auch das Kloster Schillingskapellen wurde aufgelöst. Das Anwesen wurde zunächst verpachtet, später verkauft und die Gebäude zum Teil abgerissen. Der heutige Besitzer des ehemaligen Klosters, Freiherr Antonius von Boeselager, hat die Gebäude umfangreich saniert. Gut zu erkennen sind noch Teile der alten Wallfahrtskirche mit der Altarrundung und der zugemauerte Kreuzgang am Haupthaus.
Aber was geschah mit dem Gnadenbild? Vor der Auflösung des Klosters war dieses versteckt worden. Jetzt stritten sich die Bornheimer, die Bonner, sogar auch die Kölner um den Besitz des Gnadenbildes. Durch die Fürsprache des Buschhovener Schöffen Jakob Brünagel sprach der Aachener Bischof die „Rosa Mystica“ schließlich dessen Heimatort zu. Im Jahr 1806 wurde die Statue in einer feierlichen Prozession nach Buschhoven übertragen. Dort war gerade eine neue Pfarrkirche erbaut worden. Mit dem Gnadenbild kam auch das „Maria Rosen“-Fest nach Buschhoven.
Wilhelm Tent, von 1921 bis 1959 Pfarrer in Buschhoven, gab dem Fest einen neuen Aufschwung. Es wurde besonders festlich begangen. Seitdem sind die Dorfstraßen, durch die die Prozession zieht, mit Birkengrün und Fähnchen geschmückt. An einigen Stellen des Orts werden Triumphbögen aufgestellt. Viele Jahre lang wurde das Gnadenbild von weiß gekleideten Mädchen durch den Ort getragen. Es war eine große Ehre für ein Mädchen, dabei zu sein.
1974 zog das Gnadenbild aus der alten Wallfahrtskirche in die neu errichtete Kirche. Dort hat es in einem gläsernen Schrein seinen Platz gefunden.
Wenn auch die Zahl der Pilger im Laufe der Jahre kontinuierlich zurückgegangen ist, so ist auch noch heute das „Rosenfest“ der Höhepunkt des kirchlichen Lebens im Buschhovener Jahreslauf. Nach zwei Jahren Pandemie zieht nach der Festmesse auf dem Kirchplatz die Prozession mit den Gläubigen wieder durch den geschmückten Ort. Seit einigen Jahren wird dabei eine Kopie des Gnadenbildes auf einem fahrbaren Gestell durch den Ort geleitet.
Während der gesamten Oktav kommen Pilgergruppen aus der Umgebung, um eine Heilige Messe oder Andacht zu besuchen und geweihte Rosen mit nach Hause zu nehmen. Buschhoven ist nach wie vor der älteste und bedeutendste Marien-Wallfahrtsort im Rheinland.
Es gibt noch eine zweite Marienfigur, die aus dem Kloster Schillingskapellen stammt, aber wohl im Kapitelsaal des Klosters ihren Platz hatte und deshalb nicht so bekannt war. Sie ist heute im Frankfurter Liebieghaus zu sehen. Der Skulptur fehlt der Christusknabe. Wahrscheinlich ist sie die ältere der beiden Figuren und wird als kunsthistorisch wertvoller angesehen.
Adelheid Willers